Depressive Störungen bei Kindern & Jugendlichen – verstehen, einordnen, sicher begleiten

Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher „anders wird“

Depressive Störungen treten im Kindes- und Jugendalter häufiger auf, als viele vermuten. Oft beginnen sie schleichend: Ein Kind verliert sein übliches Strahlen, ein Jugendlicher zieht sich zurück, wirkt überfordert, reizbar oder ungewöhnlich erschöpft. Manche klagen über Schmerzen oder Schlafprobleme, andere verlieren das Interesse an Dingen, die ihnen früher wichtig waren.

Für Eltern entsteht dadurch nicht selten ein Gefühl von Hilflosigkeit. Ist es eine Phase? Schulstress? Pubertät? Oder steckt mehr dahinter?

Meine telemedizinische Beratung bietet Ihnen eine ruhige, fachärztliche Einschätzung, die dabei hilft, Veränderungen einzuordnen – ohne vorschnell zu pathologisieren und ohne den Druck, sofort eine Diagnose zu stellen. Ziel ist, Situationen zu klären, Sorgen zu ordnen und Orientierung zu geben, welche Schritte sinnvoll sind.

Wie depressive Störungen sich im Kindes- und Jugendalter zeigen

Depression sieht bei Kindern anders aus als bei Erwachsenen. Und bei Jugendlichen wieder anders als bei Kindern. Viele Anzeichen wirken auf den ersten Blick gar nicht „typisch depressiv“. Häufige Erscheinungsformen sind:

1. Niedergeschlagenheit oder anhaltende Traurigkeit

Bei Kindern oft weniger klar formuliert, eher sichtbar über Stimmungsschwankungen, Weinen oder Rückzug.

2. Reizbarkeit statt Traurigkeit

Besonders im Jugendalter zeigt sich Depression häufig als Gereiztheit, Ungeduld oder „schnelles Explodieren“. Für Eltern schwer vom „normalen“ pubertären Verhalten zu unterscheiden.

3. Verlust von Interesse und Freude

Hobbys, Freundschaften oder Aktivitäten verlieren an Bedeutung. Das Kind wirkt „abgeschaltet“.

4. Rückzug

Soziale Isolation, Absagen von Treffen, kaum Gespräche – oft verbunden mit dem Gefühl, anderen „zur Last zu fallen“.

5. Körperliche Beschwerden

Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Appetitveränderungen, Müdigkeit, Schlafprobleme. Häufig suchen Familien erst körperliche Ursachen ab.

6. Leistungsabfall oder Überforderung

Schule wird anstrengend, einfache Aufgaben wirken plötzlich unlösbar.

7. Negative Gedanken

Selbstzweifel, Wertlosigkeitsgefühle oder stark kritische Selbstwahrnehmung, oft schwer in Worte zu fassen.

Kinder und Jugendliche formulieren depressive Symptome selten so, wie Erwachsene es tun würden. Viele sagen nicht „Ich bin deprimiert“, sondern: „Da ist ein Druck“, „Ich kann nicht mehr“, „Alles ist zu viel“.

Orientierung erhalten

Warum depressive Störungen im Jugendalter zunehmen

Während der Pubertät verändert sich vieles gleichzeitig: biologisch, sozial, emotional. Hirnregionen, die für Emotionsregulation zuständig sind, reifen langsamer als jene, die für Stressreaktionen verantwortlich sind. Gleichzeitig steigt die Belastung durch Schule, Leistungsdruck und soziale Medien.

Für viele Jugendliche entsteht dadurch ein Ungleichgewicht, das depressive Symptome begünstigen kann – oft ohne äußeren Anlass.

Zudem sind Jugendliche heute einem ständigen Vergleich ausgesetzt. Der Eindruck, „nicht gut genug“ zu sein, kann verstärkend wirken.

Häufige Ursachen depressiver Symptome

Depression hat meist nicht  nur eine Ursache, sondern entsteht in der Regel aus mehreren Einflussfaktoren.

Biologische Faktoren

Genetische Veranlagung, Stressreaktion, Neurotransmitterhaushalt.

Entwicklung und Temperament

Besonders sensible oder perfektionistische Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko, überfordert zu werden.

Schule und Leistungsdruck

Anhaltender Druck, Überforderung oder Angst vor Fehlern können depressive Symptome verstärken.

Familiäre Belastungen

Konflikte, Trennungen oder hohe Erwartungen können das Risiko erhöhen.

Soziale Dynamiken

Ausschluss, Mobbing oder instabile Freundschaften sind häufig unterschätzte Auslöser.

Belastende Ereignisse

Krankheiten, Verluste oder andere einschneidende Erfahrungen.

Diese Zusammenhänge müssen behutsam betrachtet werden. Eltern sind keine „Auslöser“, und Kinder sind keine „Schuldigen“. Die Aufgabe ist, Muster zu erkennen – nicht jemanden verantwortlich zu machen.

Einschätzung gewinnen

Was Eltern häufig beschäftigt

Typische Fragen, die Familien in die Beratung bringen:

  • „Wie erkenne ich, ob es wirklich eine Depression ist?“

  • „Wie unterscheidet man Depression von normaler Pubertät?“

  • „Mein Kind ist dauernd erschöpft – ist das psychisch oder körperlich?“

  • „Brauchen wir eine Therapie oder erst eine Einschätzung?“

  • „Ist es gefährlich, wenn mein Kind keine Freude mehr zeigt?“

  • „Kann Schulstress allein so etwas auslösen?“

Diese Fragen sind wichtig – und richtig. Eine fachärztliche Einschätzung hilft, Gedanken zu sortieren und zu verstehen, welche Faktoren eine Rolle spielen.

Handlungsbedarf besteht vor allem dann, wenn depressive Symptome:

  • länger als einige Wochen anhalten

  • sich verstärken

  • zu deutlichen Rückzug führen

  • den Alltag (Schule, Schlaf, Kontakte) beeinträchtigen

  • in Verbindung mit Hoffnungslosigkeit auftreten

  • zu Selbstabwertung oder Selbstzweifeln führen

Der Übergang zwischen „belastet“ und „depressiv“ ist fließend.
Eine frühe Einschätzung hilft, Fehlinterpretationen zu vermeiden und Wege zu finden, die Situation zu stabilisieren.

Woran erkenne ich, ob wir handeln sollten?

Beratung für Eltern und Jugendliche

Was Eltern und Jugendliche in der Beratung erhalten

Viele Familien berichten, dass ihnen vor allem folgende Dinge fehlen: Orientierung, Struktur und ein klares Bild davon, wie sie sinnvoll weitermachen können. Genau hier unterstütze ich Sie – ruhig, sachlich, entlastend.

Die telemedizinische Beratung ersetzt nicht Diagnostik, Therapie oder gegebenenfalls eine medizinische Behandlung.

Sie bietet jedoch:

  • eine fachärztlich fundierte Einschätzung des Gesamtbilds

  • Hinweise, welche Symptome relevant sind

  • Orientierung zu leitliniengerechten Behandlungsmöglichkeiten

  • Unterstützung bei der Frage „Was ist der nächste sinnvolle Schritt?“

  • eine unabhängige Zweitmeinung, wenn bereits Empfehlungen vorliegen

  • Einschätzung, ob und wie schnell weiterer Handlungsbedarf besteht

Ich helfe Ihnen, die Situation aus einer professionellen und transparenten Perspektive zu betrachten.

Wie ich Sie in dieser Situation unterstützen kann

In der Beratung klären wir:

  • wie die Symptome einzuordnen sind

  • ob eine depressive Störung wahrscheinlich ist

  • welche Schritte sinnvoll, hilfreich und realistisch sind

  • wie Sie als Eltern stabil und unterstützend handeln können

  • wann eine Therapie angeraten ist – und in welcher Form

  • ob schulische oder soziale Faktoren berücksichtigt werden sollten

Zudem bespreche ich, wie Sie mit Ihrem Kind oder Jugendlichen über Belastungen sprechen können – ohne Druck, aber auch ohne Dinge zu verharmlosen.

Was in der Beratung nicht stattfindet

Die Beratung dient der Orientierung, nicht der Behandlung. Sie erhalten

  • keine abschließenden Diagnosen,

  • keine Verordnungen oder Rezepte,

  • keine laufende Psychotherapie.

Falls eine Behandlung nötig ist, sollten Sie einen Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendpsychotherapeuten vor Ort aufsuchen.

Verständnis ist der erste Schritt

Häufig gestellte Fragen

Eine depressive Störung zeigt sich meist nicht durch ein einzelnes typisches Zeichen, sondern durch eine Kombination aus mehreren Veränderungen. Häufig berichten Eltern, dass ihr Kind „anders“ wirkt, ohne genau benennen zu können, warum. Typisch sind: anhaltende Niedergeschlagenheit, deutlicher Rückzug, Verlust von Interessen, körperliche Beschwerden ohne medizinischen Befund, Schlafstörungen, Appetitveränderungen oder ein Gefühl ständiger Überforderung.

Im Jugendalter steht oft Reizbarkeit im Vordergrund – nicht Traurigkeit. Viele Jugendliche wirken „gereizt, leer oder schnell überfordert“, können aber nicht erklären, was in ihnen vorgeht.

Wenn diese Veränderungen über mehrere Wochen bestehen, sich verstärken oder den Alltag beeinträchtigen (Schule, Freundschaften, Motivation, Selbstwert), ist eine fachärztliche Einschätzung sinnvoll.

Die Pubertät bringt Stimmungsschwankungen, Empfindlichkeit und Rückzug mit sich – das ist vollkommen normal. Der entscheidende Unterschied:

  • Pubertäre Schwankungen wechseln schneller, hängen stärker von Situationen ab und beeinträchtigen den Alltag selten über längere Zeit.

  • Depressive Symptome sind anhaltender, zeigen ein konsistentes Muster und führen häufig zu deutlichen Funktionsverlusten (z. B. schulisch, sozial, im Familienalltag).

Ein Jugendlicher mit depressiven Symptomen verliert oft spürbar an Energie, hat kaum Motivation, zieht sich zurück, fühlt sich wertlos oder überfordert – und das ohne erkennbare äußere Ursache. Viele Eltern beschreiben, dass etwas „grundlegend kippt“.

Wenn Unsicherheit besteht, ob es „Pubertät“ oder eine beginnende Depression ist, kann eine Orientierung helfen, Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Kinder und Jugendliche äußern seelische Belastungen häufig über den Körper. Typische körperliche Beschwerden sind:

  • Bauchschmerzen

  • Kopfschmerzen

  • Übelkeit

  • Schwindel

  • Erschöpfung

  • Schlafstörungen

  • Appetitlosigkeit oder vermehrtes Essen

Diese Symptome sind nicht „eingebildet“. Sie entstehen durch Veränderungen im Stress- und Nervensystem. Viele Familien suchen zunächst Kinderärzte oder Fachärzte für organische Ursachen auf. Wenn körperliche Befunde unauffällig sind und die Beschwerden bestehen bleiben, lohnt sich eine genauere Betrachtung der psychischen Ebene.

Ja. Bei manchen Jugendlichen kommt es innerhalb weniger Tage zu einem deutlichen Einbruch: Verlust von Energie, Rückzug, Konzentrationsprobleme oder ein Gefühl von Überforderung. Bei anderen beginnt die Veränderung langsam und schleichend.

Auch nach belastenden Ereignissen (z. B. Konflikte, Mobbing, Krankheit, Verlust) kann sich eine depressive Episode entwickeln. Entscheidend ist, ob der Alltag spürbar beeinträchtigt wird und das Kind sein vorheriges Funktionsniveau nicht mehr erreicht.

Nicht zwingend. Der erste Schritt ist oft eine fachärztliche Einordnung, um realistisch einzuschätzen, wie ausgeprägt die Symptome sind und ob eine Therapie erforderlich ist.

Viele Familien benötigen zunächst

  • Klarheit,

  • eine Einordnung,

  • Orientierung bei Behandlungsmöglichkeiten,

  • eine realistische Einschätzung, welche Maßnahmen sinnvoll sind.

Eine Therapie ist dann angezeigt, wenn

  • depressive Symptome mittel–schwer ausgeprägt sind,

  • es zu deutlichen Einschränkungen kommt,

  • soziale Beziehungen beeinträchtigt sind,

  • Hoffnungslosigkeit oder Selbstabwertung auftreten.

Meine Beratung hilft dabei, diese Fragen sauber und ohne Zeitdruck zu klären.

Leitlinien empfehlen – abhängig von Ausprägung und Alter – verschiedene Ansätze:

  • Psychotherapie, meist kognitiv-behavioral oder familienorientiert

  • Stärkung des Alltags (Strukturen, Schlaf, soziale Kontakte)

  • Arbeit an Stress- und Belastungsfaktoren

  • Einbindung der Familie, wenn Wechselwirkungen bestehen

Medikamentöse Behandlung kann im Jugendalter sinnvoll sein, wird jedoch ausschließlich im Rahmen einer persönlichen ärztlichen Behandlung erwogen – nicht im Rahmen meiner telemedizinischen Beratung.

Eine meiner Aufgaben ist es, verständlich aufzuzeigen, welche dieser Optionen in Ihrem Fall realistisch und sinnvoll sind.

Ja. Viele Eltern wünschen eine zweite fachliche Einschätzung, weil

  • die Diagnose unklar erscheint,

  • die Therapieempfehlung Fragen aufwirft,

  • sie unsicher sind, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen passen,

  • der Verlauf nicht so ist, wie erwartet.

Eine Zweitmeinung bietet Raum, Befunde zu ordnen, Empfehlungen einzuordnen und den Behandlungspfad besser zu verstehen.

Ziel ist nicht, frühere Einschätzungen „zu widerlegen“, sondern Transparenz zu schaffen und Sicherheit für kommende Entscheidungen zu geben.

Leichte depressive Symptome können sich zurückbilden, wenn Belastungen abnehmen oder unterstützende Faktoren zunehmen. Bei mittelgradigen oder schweren depressiven Episoden besteht jedoch das Risiko einer Chronifizierung oder eines Wiederauftretens.

Frühzeitige Orientierung hilft, die geeigneten Schritte zu wählen und ein Fortschreiten zu verhindern.
Je früher verstanden wird, was genau los ist, desto gezielter kann geholfen werden.

Hilfreich sind vor allem:

  • Ruhe statt Druck

  • offene, wertfreie Gespräche

  • realistische Erwartungen

  • klare Tagesstrukturen

  • Unterstützung bei Schlaf und Erholung

  • Dosierung von schulischem Stress

  • Förderung sozialer Kontakte ohne Überforderung

Nicht hilfreich sind:

  • „Reiß dich zusammen“

  • Vergleich mit anderen

  • Überdiagnostik oder Dramatisierung

  • vollständige Schonung oder Vermeidung

In der Beratung spreche ich mit Ihnen individuell darüber, welche Maßnahmen für Ihr Kind und Ihre Familiensituation sinnvoll sind.

Ja. Viele Jugendliche wünschen sich ein Gespräch ohne Eltern, um frei sprechen zu können. In solchen Fällen klären wir vorab, in welchem Rahmen Informationen zurückfließen sollen.

Eltern können auf Wunsch später dazukommen, oder wir planen ein separates Gespräch zur gemeinsamen Orientierung.

Wenn Hoffnungslosigkeit, deutliche Verschlechterungen, Selbstabwertung oder Hinweise auf Selbstgefährdung auftreten, ist sofortiges Handeln notwendig.
Bitte wenden Sie sich in Krisen direkt an:

  • 112 (Notruf)

  • 116117 (ärztlicher Bereitschaftsdienst)

  • 0800 1110111 (Telefonseelsorge)

  • 116111 (Nummer gegen Kummer)

Wichtig: Diese Unterseite ist kein Krisenangebot. Akute Gefahr erfordert unmittelbare persönliche Hilfe.