Angststörungen bei Kindern & Jugendlichen – verstehen, einordnen, sicher handeln

Wenn Angst den Alltag bestimmt

Angst gehört zur normalen, gesunden Entwicklung. Dennoch gibt es Momente, in denen sie über das übliche Maß hinausgeht: Wenn ein Kind nicht mehr in die Schule möchte, wenn sich ein Teenager zunehmend zurückzieht, wenn Panikattacken auftreten oder körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache wiederkehren. Viele Eltern spüren früh, dass „etwas nicht stimmt“. Gleichzeitig bleibt oft Unsicherheit: Handelt es sich um eine Entwicklungsphase, um eine Überforderung – oder um eine Angststörung?

Als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie begleite ich Familien seit über zwanzig Jahren in diesen Situationen. Meine telemedizinische Beratung bietet Ihnen eine ruhige, professionelle und leitliniengerechte Orientierung, ohne lange Wartezeiten und ohne Druck. Sie erhalten eine Einschätzung, die verständlich, nachvollziehbar und auf Augenhöhe formuliert ist – mit dem Ziel, Ihnen wieder Boden unter den Füßen zu geben.

Was Kinder und Jugendliche häufig erleben

Angst zeigt sich nicht immer als „Angst“. Viele Betroffene beschreiben andere Phänomene, etwa:

  • Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen

  • Schlafprobleme, Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten

  • Schulunlust oder Schulvermeidung

  • starke Anspannung, Rückzug oder Gereiztheit

  • Grübeln oder Sorgen, die nicht aufhören

  • Panikattacken („plötzliches Herzrasen“, „Luftnot“, „Schwindel“)

  • Anklammern und Trennungsängste

  • soziale Ängste („Alle starren mich an“, „Ich blamiere mich“)

Eltern berichten oft, dass sie sich zwischen „zu früh reagieren“ und „zu spät reagieren“ hin- und hergerissen fühlen. Genau hier setzt meine Beratung an: Sie bekommen eine medizinisch fundierte Einschätzung, ohne dass sofort eine Diagnose gestellt oder eine Therapie eingeleitet wird.

Orientierung erhalten

Welche Formen von Angststörungen häufig auftreten

Angst kann sich in verschiedenen Formen zeigen. Für Eltern ist oft schwer erkennbar, ob es sich um eine normale Reaktion oder um eine behandlungsbedürftige Störung handelt. Die folgenden Angstformen treten im Kinder- und Jugendalter auf und können von Betroffenen und Ihrem Umfeld sehr unterschiedlich erlebt werden. Wichtig zu wissen: Angststörungen lassen sich sehr gut behandeln.

Soziale Ängste

Hier stehen Scham und die Angst vor sozialer Bewertung im Vordergrund. Viele Betroffene fürchten, sich zu blamieren oder negativ aufzufallen. Jugendliche beschreiben, dass sie Situationen meiden, die früher vielleicht selbstverständlich waren – beispielsweise Telefonieren, im Restaurant bestellen oder die mündliche Mitarbeit in der Schule.

Trennungsangst

Vor allem bei jüngeren Kindern zeigt sich Angst vor dem Alleinsein oder vor der Trennung von Bezugspersonen. Die Trennungssituation wird durch „Klammern“, Weinen oder starke Wutausbrüche vermieden. Das Zutrauen des Kindes in die eigenen Fähigkeiten, dass es auch ohne Mutter und Vater eine altersgerechte Gruppensituation bewältigen kann, ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, der das Selbstvertrauen stärkt.

Schulvermeidung im Zusammenhang mit Angst

Nicht jede Schulvermeidung ist eine Angststörung – aber sehr häufig spielt Angst eine bedeutende Rolle: nicht selten sind soziale Ängste, Angst vor Leistungsüberprüfungen, Mobbing oder Panikattacken Ursache oder aufrechterhaltende Faktoren. Bei Grundschulkindern wird Schulvermeidung durch körperliche Symptome der Angst, etwa Bauchschmerzen, begleitet.

Panikstörung

Panikattacken treten plötzlich auf und werden von den Betroffenen als hochdramatisch erlebt: Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Zittern sind begleitende Symptome. Viele Kinder und Jugendliche befürchten beim den ersten Panikattacken, dass sie körperlich in Gefahr sind. Dies ist aber trotz der Intensität der Symptome nicht der Fall. Panikattacken können in ganz unterschiedlichen Situationen auftreten. Nur wenn die Panikattacken „aus dem nichts“, also ohne erkennbaren Auslöser auftreten, liegt eine Panikstörung vor. Weil die Panikattacken unvermittelt auftreten, entwickeln einige Betroffene Symptome einer Agoraphobie: sie vermeiden es, das Haus zu verlassen oder leere Plätze aufzusuchen.

Generalisierte Angststörung

Die Generalisierte Angststörung kommt im Kindes- und Jugendalter nicht so häufig vor wie beispielsweise die soziale Phobie oder die Trennungsangst. Kinder oder Jugendliche sorgen sich über viele Themen gleichzeitig: Schulalltag, den weiteren Lebensweg, Gesundheit, Freundschaften. Die Sorgen lassen sich kaum abschalten, und wenn eine Angst bewältigt oder vermieden wurde, wird ein neues Thema durch die Angst besetzt. Dadurch ergeben sich wenige Erholungspausen für die Jugendlichen: sie sind beinahe durchgängig in „hab acht“-Stellung. Diese Daueranspannung führt zu Erschöpfung, Konzentrationsstörungen oder Schlafproblemen.

Einschätzung gewinnen

Was Angst begünstigen kann – und warum das wichtig ist

Eltern fragen häufig nach Ursachen: „Woher kommt das?

Die Forschung zeigt, dass Angststörungen in der Regel nicht eine einzige Ursache haben, sondern durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren entstehen, etwa:

  • Biologische Faktoren: genetische Veranlagung, Temperament

  • Erfahrung und Erleben: Vermeidung als gelernte Strategie der Stressreduktion vs. Stolz auf Bewältigung von herausfordernden Situationen

  • Aufrechterhaltende Faktoren: Vermeidung, Sicherheitsverhalten, chronischer Schlafmangel, dauerhafte Überforderung

  • Familiäre Faktoren: Modelllernen in der Familie, übermäßiges Behüten bei Angst, altersunangemessene Anforderungen

Angsterleben hat viele Einflussfaktoren. Deshalb ergeben sich auch viele Ansatzpunkte für Veränderung. Wir ordnen die Situation zusammen: Welche Schritte sind möglich, damit Ihr Kind wieder alterstypische Aufgaben bewältigen kann, die vorher Angst gemacht haben ­­– und stolz darauf ist.

Was Eltern und Jugendliche in der Beratung erhalten

Viele Familien berichten, dass ihnen vor allem folgende Dinge fehlen: Orientierung, Struktur und ein klares Bild davon, wie sie sinnvoll weitermachen können. Genau hier unterstütze ich Sie – ruhig, sachlich, entlastend.

Sie erhalten:

  • eine fachärztliche Einschätzung, welche Angstform naheliegt

  • einordnende Informationen, ohne Komplexität zu erzeugen

  • Hinweise auf leitliniengerechte Behandlungsmöglichkeiten (z. B. Verhaltenstherapie, Familienorientierung, Expositionsverfahren – ohne selbst Therapie anzubieten)

  • eine realistische Bewertung, ob sofortige Schritte notwendig sind

  • Unterstützung bei Unsicherheiten, wenn Sie zwischen verschiedenen Empfehlungen stehen


Ich helfe Ihnen, die Situation aus einer professionellen und transparenten Perspektive zu betrachten.

Wie wir gemeinsam mit Angst umgehen können

Ich gebe Ihnen Hinweise darauf,

  • wie Sie Ihr Kind stabilisieren können, ohne durch Überbehütung zu verstärken

  • welche Anforderungen Sie stellen können, damit Ihr Kind lernt, Angstbesetzte Situationen zu bewältigen

  • welche Warnsignale auf eine behandlungsbedürftige Entwicklung hinweisen

  • wann ein externer Therapieplatz sinnvoll ist und welche weiteren Möglichkeiten es gibt

Viele Eltern empfinden schon das erste Gespräch als spürbare Entlastung, weil sie verstehen, welche Grundprinzipien aus der Angst führen.

Was in der Beratung nicht stattfindet

Die Beratung dient der Orientierung, nicht der Behandlung. Sie erhalten

  • keine abschließenden Diagnosen,

  • keine Verordnungen oder Rezepte,

  • keine laufende Psychotherapie.

Falls eine Behandlung nötig ist, sollten Sie einen Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendpsychotherapeuten vor Ort aufsuchen.

Beratung für Eltern und Jugendliche

Häufig gestellte Fragen

Eine Angststörung zeigt sich meist dann, wenn Angst regelmäßig den Alltag beeinträchtigt: Rückzug, anhaltende Sorgen, körperliche Beschwerden ohne körperliche Ursache, Schlafprobleme, Vermeidung bestimmter Situationen oder ständige Anspannung. Entscheidend ist nicht ein einzelnes Symptom, sondern das Zusammenspiel aus Intensität, Häufigkeit und Auswirkungen auf Schule, Familie und soziale Kontakte.

Normale Ängste sind zeitlich begrenzt, treten in typischen Entwicklungsphasen auf (z. B. Dunkelangst, Trennungsängste) und lassen sich beruhigen. Eine Angststörung liegt eher vor, wenn die Angst über Wochen anhält, stärker wird, zu Vermeidung führt oder körperliche Beschwerden hervorruft. Auch Jugendliche mit hoher Leistungsorientierung zeigen oft „stille“ Symptome, die ernst genommen werden sollten.

Häufige Symptome sind: Herzrasen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Schlafprobleme, Grübeln, Rückzug, Schulvermeidung, starke Scham- oder Bewertungsangst, Panikattacken oder das Gefühl, „gleich umzufallen“. Jüngere Kinder zeigen oft körperliche Beschwerden, ältere Jugendliche eher gedankliche Anspannung oder soziale Vermeidung.

Viele beschreiben plötzliches Herzrasen, Atemnot, Zittern, Schwindel oder das Gefühl, die Situation nicht mehr kontrollieren zu können. Besonders 10- bis 14-Jährige erleben Panikattacken häufig erstmals im schulischen oder sozialen Umfeld. Wichtig: Panikattacken wirken bedrohlich, sind aber medizinisch ungefährlich – dennoch sollte die Ursache abgeklärt werden.

Ja. Angst aktiviert Stresssysteme, die körperliche Beschwerden auslösen können: Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopf- oder Brustschmerzen, Kribbeln, Kloßgefühl, Schwitzen oder Zittern. Viele Eltern suchen zunächst eine körperliche Ursache, bevor sie an Angst denken – das ist völlig normal.

Meist wirken mehrere Faktoren zusammen: biologisches Temperament, sensible Stressverarbeitung, schulische Belastungen, Mobbing, familiäre Muster, frühere Trennungen oder belastende Ereignisse. Auch hohe Erwartungen – von innen oder außen – können Ängste verstärken. Eine einzelne „Schuld“ gibt es selten.

Wenn Ängste länger anhalten, stärker werden oder den Alltag merklich einschränken – etwa durch Schulvermeidung, sozialen Rückzug oder wiederkehrende körperliche Beschwerden – ist eine fachärztliche Orientierung sinnvoll. Sie hilft, die Situation realistisch einzuschätzen und Über- oder Unterreaktionen zu vermeiden.

Nicht unbedingt. Manche Kinder benötigen nur eine klare Orientierung und kleine Veränderungen im Alltag, andere profitieren von psychotherapeutischer Unterstützung. In meiner Beratung bespreche ich transparent, welche Schritte sinnvoll sind und wann eine Therapie empfohlen wird.

Ja. Viele Eltern suchen eine zweite Einschätzung, um eine Diagnose, eine Therapieempfehlung oder eine vorangegangene Beurteilung besser einordnen zu können. Eine Zweitmeinung schafft Klarheit, ob empfohlene Maßnahmen leitliniengerecht sind und ob es Alternativen gibt.

Einige Ängste verschwinden tatsächlich im Laufe der Entwicklung. Wenn Angst jedoch zu Vermeidung führt oder körperliche Symptome hervorruft, stabilisiert sie sich eher. Frühzeitige Orientierung ist deshalb hilfreich, um chronische Verläufe zu verhindern.

Hilfreich sind: ruhige Gespräche, realistische Erwartungen, klare Strukturen, kleine Schritte zur Angstbewältigung, kein Druck und keine Überforderung. Vermeidung sollte nicht dauerhaft unterstützt werden. Welche Maßnahmen für Ihr Kind sinnvoll sind, bespreche ich individuell.

Ja. Viele Jugendliche möchten selbst über ihre Belastungen sprechen – und profitieren von einem ruhigen, geschützten Setting. Eltern können nach Absprache dazukommen.

Nein. Die Beratung dient der Einordnung, nicht der Diagnose oder Behandlung. Es werden keine Diagnosen, keine Rezepte und keine laufenden Therapien ausgestellt. Sie erhalten eine klare Empfehlung, welche Schritte sinnvoll und leitliniengerecht sind.

Bei akuten Krisen oder Gefährdung wenden Sie sich bitte sofort an die 112, den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117, die Telefonseelsorge 0800 1110111 oder die Nummer gegen Kummer 116111.