Sucht und weitere Störungen durch psychotrope Substanzen – Orientierung für Jugendliche und Eltern

Wenn Substanzen zum Ventil, zur Gewohnheit oder zur Belastung werden

Der Konsum von Alkohol, Cannabis, Medikamenten oder anderen Substanzen beginnt im Jugendalter häufig beiläufig: im Freundeskreis, aus Neugier, als vermeintliche Hilfe gegen Stress oder als Versuch, schwierige Gefühle zu regulieren.

Für manche bleibt der Konsum selten oder moderat.
Für andere wird er zu einer Bewältigungsstrategie, die sich langsam verselbstständigt – und irgendwann belastet.

Viele Eltern bemerken erste Veränderungen: Rückzug, Verschlossenheit, Schlafprobleme, Leistungsabfall oder veränderte Freundeskreise. Jugendliche berichten hingegen häufig von innerem Druck, Überforderung, Gruppendynamiken oder emotionalen Situationen, in denen Substanzen kurzfristig „erleichtern“.

Meine telemedizinische Beratung hilft, solche Entwicklungen fachärztlich und ruhig einzuordnen – ohne Stigmatisierung, ohne moralische Wertung und ohne vorschnelle Diagnosen. Ziel ist, zu verstehen, wo Ihr Kind oder Jugendlicher steht und welche Schritte sinnvoll sind.

Wodurch sich problematischer Substanzkonsum bei Jugendlichen zeigt

Problematischer Substanzkonsum entsteht selten plötzlich. Meist entwickelt sich ein Muster, das sich über mehrere Wochen oder Monate verdichtet. Anfangs wirkt der Konsum oft beiläufig oder sozial eingebettet, später zeigt sich jedoch, dass Jugendliche bestimmte Situationen, Stimmungen oder Konflikte zunehmend mithilfe von Substanzen regulieren. Entscheidend ist nicht die Substanz selbst, sondern die Frage, welche Funktion sie erfüllt und wie stark sie den Alltag beeinflusst.

Eltern bemerken häufig Veränderungen im Verhalten, im emotionalen Erleben oder im sozialen Umfeld ihres Kindes. Manche Jugendliche konsumieren, um Stress auszuhalten, andere, um innere Leere zu überdecken, wieder andere, um in Gruppen dazuzugehören. Mit der Zeit entstehen Muster, die sich von gelegentlicher Neugier hin zu einem riskanten oder kontrollverlustartigen Konsum entwickeln können.

Warnsignale zeigen sich insbesondere in folgenden Punkten:

  • Frequenz: Der Konsum wird häufiger, regelmäßiger oder ritualisiert.

  • Funktion: Substanzen dienen der Stressbewältigung, Angstlinderung oder emotionalen Regulation.

  • Kontrolle: Jugendliche verlieren die Fähigkeit, Konsum zu begrenzen oder Pausen einzulegen.

  • Folgen: Schulische Probleme, Konflikte, Rückzug oder körperliche Beschwerden treten auf.

  • Toleranz: Es wird zunehmend mehr konsumiert, um denselben Effekt zu erzielen.

Dieses Zusammenspiel ist ein claras Hinweis darauf, dass der Konsum nicht mehr experimentell, sondern belastend oder dysfunktional geworden ist — und damit eine fachärztliche Einordnung sinnvoll ist.

Orientierung erhalten

Welche Substanzen im Jugendalter häufig sind

Cannabis

Häufig genutzt für Entspannung, Gruppenzugehörigkeit oder als Bewältigungsstrategie bei Stress, Angst oder Schlafproblemen.
Risiken: emotionale Instabilität, Konzentrationsprobleme, Antriebsminderung, Abhängigkeit.

Alkohol

Stark durch soziale Normen geprägt, oft unterschätzt.
Risiken: Kontrollverlust, Unfälle, emotionale Eskalationen.

Nikotin / Vapes

Schnelle Gewöhnung, unterschätzte Abhängigkeit, starker sozialer Einfluss durch Gleichaltrige.

Medikamente

v. a. Benzodiazepine, Schlafmittel oder Stimulanzien – häufig unterschätzt, oft aus dem Umfeld bezogen.

Party-Drogen (MDMA, Kokain etc.)

Im Jugendalter seltener, aber relevant.
Risiken: Kontrollverlust, Panik, Langzeitfolgen.

Digitale Süchte (Gaming, Handy, Social Media)

Keine Substanz, aber ähnliche Mechanismen – falls du willst, kann ich dafür eine eigene Unterseite erstellen.

Substanzkonsum ist selten Ausdruck von „Unvernunft“.
Häufig liegt zugrunde:

  • emotionale Überlastung

  • Angst, Stress, depressive Symptome

  • Perfektionismus

  • soziale Anpassung

  • Unsicherheit oder Identitätssuche

  • Langeweile und fehlende Alternativen

  • schwierige Freundschaften oder Gruppendruck

Konsum ist oft eine Strategie, um etwas auszuhalten, nicht um Probleme zu schaffen.

Warum Jugendliche konsumieren

Einschätzung gewinnen

Woran Eltern merken, dass Konsum problematisch wird

  • unerklärliche Stimmungswechsel

  • heimliches Verhalten

  • neue Freundeskreise

  • schulischer Leistungsabfall

  • Schlafprobleme, Übermüdung

  • Geldprobleme

  • vertiefender Rückzug

  • Reizbarkeit

  • ärgerliche, defensive Reaktionen, wenn Konsum thematisiert wird

Wichtig: Rückzug und Geheimhaltung sind nicht automatisch Trotz – häufig sind sie Zeichen von Scham oder Überforderung.

  • Konsum alleine, nicht nur im Freundeskreis

  • Konsum zur Selbstmedikation („damit ich schlafen kann“, „damit ich keine Angst habe“)

  • Mischkonsum

  • plötzliche starke Verhaltensänderungen

  • Konsum trotz negativer Folgen

Diese Zeichen sollten ernst genommen werden.

Besondere Warnsignale bei Substanzkonsum

Beratung für Eltern und Jugendliche

Wie eine Beratung Orientierung und Sicherheit schafft

Die telemedizinische Beratung bietet:

  • eine fachärztliche Einschätzung, wie riskant der Konsum wirkt

  • eine Einordnung, ob eine beginnende oder manifeste Suchtentwicklung wahrscheinlich ist

  • Hinweise, welche Faktoren Konsum verstärken oder abmildern

  • Unterstützung für Eltern, wie sie ruhig, klar und nicht-konfrontativ reagieren können

  • Orientierung, ob therapeutische, suchtmedizinische oder sozialpädagogische Schritte sinnvoll sind

  • eine unabhängige Zweitmeinung, wenn bereits Empfehlungen bestehen

  • Hilfestellung für Jugendliche, ihr Verhalten besser zu verstehen

Ziel ist nicht Moral, sondern realistische Orientierung.

Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Weitere Unterstützung sollte erwogen werden, wenn mindestens eines zutrifft:

  • Konsum wird häufiger oder kontrollverlustartig

  • Schule, Ausbildung oder soziale Beziehungen leiden

  • Lügen, Heimlichkeit oder Konflikte zunehmen

  • körperliche Beschwerden auftreten

  • der Jugendliche selbst sagt, „ich komme da nicht raus“

  • psychiatrische Symptome (Angst, Depression, Panik, SVV) auftreten

  • riskante Situationen entstehen (Fahren, Gewalt, Ohnmacht, Blackouts)

Ich helfe einzuschätzen, wie dringlich weitere Schritte sind und welche Wege realistisch sind.

Was im Rahmen der Beratung nicht erfolgt

Die Beratung dient der Orientierung, nicht der Behandlung. Sie erhalten

  • keine abschließenden Diagnosen,

  • keine Verordnungen oder Rezepte,

  • keine laufende Psychotherapie.

Falls eine Behandlung nötig ist, sollten Sie einen Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendpsychotherapeuten vor Ort aufsuchen.

Verständnis ist der erste Schritt

Häufig gestellte Fragen

Substanzkonsum ist selten „Rebellion“.
Jugendliche nutzen Substanzen oft, um Gefühle zu regulieren, Stress abzubauen, Angst zu reduzieren, Schlaf zu verbessern oder soziale Situationen auszuhalten. Andere konsumieren aus Gruppenzugehörigkeit oder Neugier.
Entscheidend ist, welche Funktion der Konsum erfüllt – diese ist oft hilfreicher als die Frage „warum machst du das?“.

Hinweise sind steigende Häufigkeit, Kontrollverlust, heimliches Verhalten, Rückzug, Stimmungsschwankungen, schulische Probleme, Geldmangel oder veränderte soziale Dynamiken.
Wichtig ist das Muster, nicht ein einzelner Vorfall.
Wenn Konsum negative Folgen hat und trotzdem fortgesetzt wird, liegt ein hohes Risiko vor.

Cannabis und Alkohol sind gesellschaftlich normalisiert, aber gerade deshalb häufig problematisch.
Cannabis kann Angst, Antriebslosigkeit und Konzentrationsprobleme verstärken.
Alkohol führt schnell zu Kontrollverlust und riskantem Verhalten.
Die Harmlosigkeit wird meist überschätzt.

Ruhig, knapp, wertfrei:
„Ich mache mir Sorgen. Ich möchte verstehen, wie es dir geht.“
Vermeide: Vorwürfe, Moral, Drohungen.
Wichtig: Zuhören, nicht verhören.
Ein offenes Gespräch gelingt besser, wenn Jugendliche das Gefühl haben, nicht „unter Verdacht“ zu stehen.

Ja – vor allem Cannabis erhöht bei Jugendlichen das Risiko für Angststörungen, depressive Episoden und psychotische Symptome, wenn eine Vulnerabilität besteht.
Auch Alkohol kann emotionale Instabilität verstärken oder zu impulsivem Verhalten führen.
Gleichzeitig werden Substanzen oft zur Selbstmedikation eingesetzt, wodurch sich Probleme verstärken.

Nicht jeder Konsum ist hochriskant.
Aber: Wenn Konsum wiederholt, geheim oder emotional funktional wird („ohne geht’s nicht“), sollten Sie zeitnah handeln.
Wichtig ist eine fachärztliche Orientierung, um zu entscheiden, wie dringlich die Situation ist.

Cannabis beeinflusst Motivation, Konzentration, Emotionsregulation und Schlaf.
Bei Jugendlichen ist das Risiko erhöht, weil das Gehirn sich noch entwickelt.
Risiken steigen deutlich bei:

  • täglichem Konsum

  • Konsum alleine

  • Mischkonsum

  • psychischen Belastungen

  • familiärer Vorbelastung

Regelmäßiger Konsum ist immer ein Warnsignal.

Experimentieren ist selten, kontrolliert und sozial eingebettet.
Suchtentwicklung zeigt sich durch:

  • steigenden Konsum

  • Kontrollverlust

  • negative Auswirkungen

  • starken inneren Drang

  • Nutzung zur Spannungsregulation

Die Übergänge sind fließend – daher ist Orientierung so wichtig.

Alleinkonsum ist ein wesentliches Risikokriterium.
Er deutet auf emotionale Belastung, Gewöhnung oder Abhängigkeit hin.
Eine fachärztliche Einschätzung ist dann dringend sinnvoll.

Ja. Viele Jugendliche sprechen offener, wenn sie ohne Eltern ein Erstgespräch führen.
Wir besprechen vorher gemeinsam, wie Informationen anschließend geteilt werden.

Bei:

  • Ohnmacht

  • Atemproblemen

  • starker Verwirrtheit

  • suizidalen Äußerungen

  • psychotischen Symptomen

  • Kontrollverlust

Dann gilt:
112 / 116117 / 0800 1110111 / 116111